• 25 MAI 16

    Etwa ein Drittel der vierjährigen und zehn Prozent der siebenjährigen Kinder nässen nachts ein (Enuresis). Bei den meisten wächst sich das Problem mit der Zeit aus, allerdings ist auch unter den 18-Jährigen noch etwa einer von hundert betroffen.

    Bei Kindern, die ins Bett machen, sind für gewöhnlich die Nerven, die die Blase steuern, noch nicht weit genug herangereift. Dadurch spürt das Kind nicht bzw. wacht nicht auf, wenn die Blase gefüllt ist und geleert werden muss. Bettnässen kann auch mit Schlafstörungen wie Schlafwandeln und Nachtangst verbunden sein. Eine organische Erkrankung, meist eine Harnwegsinfektion, ist nur bei wenigen Kindern der Grund. Selten können Störungen wie beispielsweise Diabetes Bettnässen verursachen. Manchmal liegt auch eine psychische Störung zugrunde. Bettnässen kann ebenso als Teil eines Symptomenkomplexes auftreten, der auf sexuellen Missbrauch hinweisen kann.

    Behandlung

    Die Eltern und das Kind müssen wissen, dass Bettnässen relativ häufig vorkommt, behoben werden kann und kein Grund für Schuldgefühle ist. Ein älteres Kind kann aktiv an der Behandlung mitwirken, indem es nach dem Abendessen die Flüssigkeitszufuhr einschränkt, vor dem Zubettgehen noch einmal zur Toilette geht, einen Kalender über nasse und trockene Nächte führt und die nass gewordene Nachtwäsche und Bettzeug selbst wechselt. Eltern können trockene Nächte des Kindes mit dem Alter angemessenen Belohnungen oder anderen Anreizen positiv verstärken. Kindern unter sechs Jahren sollten die Eltern zwei bis drei Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr zu trinken geben. Außerdem sollten sie darauf achten, dass das Kind vor dem Schlafen noch einmal zur Toilette geht. Bei den meisten Kindern dieses Alters gibt sich die Störung mit der Zeit und mit zunehmender körperlicher Reifung von allein.
    Bei Kindern über sechs Jahren können elektronische Alarmgeräte eingesetzt werden. Sie beruhen darauf, das Kind dahingehend zu trainieren, den Füllungszustand seiner Blase wahrzunehmen. Der Apparat macht sich durch Geräusche bemerkbar, wenn er nass wird. Nachteilig an dieser Methode ist, dass es relativ viel Zeit braucht, bis sie wirkt. In den ersten Anwendungswochen wacht das Kind erst auf, wenn es bereits völlig nass ist. In den darauf folgenden Wochen wacht es schon vorher auf, sodass es den Urin zumindest noch teilweise anhalten kann. Außerdem nässt es bereits nicht mehr so häufig ein. Gegen Ende der Therapie wacht das Kind bereits bei Harndrang auf. Meist kann das Alarmgerät nach drei Wochen trockener Nächte abgesetzt werden.
    Bei Erfolglosigkeit kann auch eine medikamentöse Therapie erfolgen. Zwei Medikamente mit ähnlichen Erfolgsaussichten können eingesetzt werden: Einerseits das Hormon Desmopression, das als Nasenspray oder Tabletten gegeben werden kann. Andererseits das Antidepressivum Imipramin. Es entspannt die Blase und stärkt den Schließmuskel, der den Harnfluss blockiert. Wenn Imipramin wirkt, dann meist bereits in der ersten Behandlungswoche. Dieser schnelle Wirkungseintritt ist der einzige wirkliche Vorteil dieser Behandlungsmethode, vor allem wenn der Leidensdruck innerhalb der Familie groß ist. Wenn das Kind einen Monat lang nachts trocken war, kann das Mittel über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen ausschleichend niedriger dosiert werden, um dann ganz abgesetzt zu werden. Ein großer Nachteil der mit Imipramin behandelten Kinder nässt allerdings anschließend wieder ein. Dann kann die Behandlung noch einmal für drei Monate aufgenommen werden.