• 25 MAI 16

    Migräne ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen. Etwa jeder Zehnte leidet regelmäßig an Migräne-Attacken. Die Krankheit setzt oft während der Pubertät ein und betrifft mehr Frauen als Männer.

    Definition

    • Migräne ist eine zeitweise auftretende Funktionsstörung des Gehirns.
    • Es besteht eine gesteigerte Nervenerregbarkeit und verstärkte Freisetzung von schmerzauslösenden Botenstoffen im Gehirn. Mit der Schmerzreaktion kommt es auch zur vorübergehenden Entzündung von Gefäßen im Gehirn.
    • Migräne äußert sich in erster Linie in wiederkehrenden Kopfschmerzattacken.
    • Die Kopfschmerzen sind in der Regel pochend oder pulsierend und treten häufig einseitig auf.
    • Die Attacken dauern 4 bis 72 Stunden an und werden meist bei Bewegung stärker.
    • Hinzu kommen häufig Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Bei einem Teil der Patienten treten auch neurologische, d. h. durch das Nervensystem bedingte Ausfallerscheinungen auf.

    Zwei Formen der Migräne – Ohne und mit Aura

    • Etwa 85 Prozent aller Betroffenen leiden an der Migräne-Form ohne Aura.
      • Die Kopfschmerzen sind meist einseitig, von mittlerer bis hoher Intensität und werden als pulsierend oder pochend beschrieben
      • Der Schmerz kann während einer Attacke sowie von Anfall zu Anfall die Seite wechseln.
    • Migräne mit Aura ist die zweite der beiden Hauptformen der Migräne.
      • Bei der Migräne mit Aura kommt es vor dem Einsetzen der Kopfschmerzen zu weiteren neurologischen Symptomen, meist Sehstörungen.
      • Etwa 10 bis 15 Prozent aller an Migräne Erkrankten leiden an dieser Form der Migräne, wobei viele Patienten Migräne sowohl ohne als auch mit Aura haben.
      • Diese Aurasymptome halten meist 20 bis 30 Minuten, gelegentlich bis zu einer Stunde, an.
      • Fast immer sind es visuelle Störungen. Die Sehstörungen äußern sich meist als Blendungsgefühl. Später können auch Gesichtsfeldausfälle und Lichtblitze auftreten. Auch ein eingeschränktes Gesichtsfeld, Flimmern und Blitze vor den Augen oder das Sehen von Doppelbildern kommen vor. Zudem können komplexe visuelle Wahrnehmungsstörungen wie eine Vergrößerung oder Verkleinerung wahrgenommener Gegenstände und Störungen des Farbsinns vorkommen.
      • Zu Sensibilitätsstörungen kommt es bei 31 % der Patienten. Sie äußern sich meist als einseitige Gefühlsstörungen in Gesicht und Arm.
      • Seltener tauchen Sprachstörungen (18 %) bei Migräne-Patienten auf.
      • Gelegentlich (6 %) kommt es auch zu motorischen Störungen bis hin zu Lähmungserscheinungen.
      • Während der Aura-Phase können prinzipiell fast alle in der Neurologie bekannten Reiz- und Ausfallerscheinungen auftreten.

    Ursachen für Migräne

    • Migräne wird durch eine Reihe von äußeren Faktoren wie Stress oder Hormonen, sogenannten „Triggern“ ausgelöst, die dadurch fälschlicherweise mit der eigentlichen Ursache verwechselt werden können.
    • Als Ursache für eine Migräne vermuten Wissenschaftler immer mehr eine organische Grundlage, verbunden mit einer erblichen Veranlagung der Erkrankung.
    • Sicher ist, dass Migräne eine komplexe biologische Funktionsstörung des Gehirns ist. Hierzu gehören:
      • eine zeitweilige erhöhte Empfindlichkeit des zentralen Nervensystems
      • die Freisetzung gefäßaktiver Botenstoffe
      • eine veränderte Übermittlung von Schmerzsignalen im Hirnstam
      • eine vorübergehende Entzündung von Gefäßen im Gehirn bzw. an den Hirnhäuten
    • Migräne könnte teilweise auch genetisch bedingt sein. Studien an Zwillingen haben gezeigt, dass zumindest Sonderformen der Migräne durch Defekte im Erbgut verursacht sind.
    • Schon seit dem 18. Jahrhundert ist bekannt, dass Migräne in manchen Familien gehäuft auftritt. Inzwischen haben Vergleiche zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingen bewiesen, dass zumindest für eine Sonderform der Migräne, die sogenannte familiäre hemiplegische Migräne, genetische Ursachen vorliegen.
    • Inwieweit genetisch bedingte Defekte auch bei anderen Formen der Migräne eine Rolle spielen, ist noch ungeklärt.

     

    Migräne ist eine komplexe Funktionsstörung des Gehirns, deren Ursachen noch nicht definitiv geklärt sind. Die Mechanismen, die zur Migräne führen, haben mit einer zeitweise gesteigerten Nervenerregbarkeit im zentralen Nervensystem und einer verstärkten Freisetzung von Schmerz verursachenden Nervenbotenstoffen zu tun. Fest steht, dass Migräne ein Mosaik aus vielen Teilmechanismen ist. Dies erklärt auch, warum die Migräne in ihrer Ausprägung und Symptomatik so unterschiedlich ist und warum es keine einheitliche, für alle Patienten wirksame Akuttherapie und Vorbeugung gibt.