• 25 MAI 16

    Medikamente mit ihren Wirkstoffen sind dazu bestimmt, Krankheiten zu heilen und zu lindern. Einige der Wirkstoffe können aber zur Abhängigkeit führen. Zu den suchtgefährlichen Medikamentengruppen gehören besonders Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmittel, aber auch Anregungsmittel sowie Appetitzügler. Man schätzt, dass in Deutschland knapp zwei Millionen Menschen medikamentenabhängig sind. Diese Zahl ist ca. zehnmal so hoch wie die der Drogenabhängigen.

    Woran erkennt man Medikamentenabhängigkeit?

    • Der Übergang von der regelmäßigen Einnahme eines Medikamentes zur Sucht ist fließend. Er wird von Patienten wie Angehörigen oft nicht bemerkt.
    • Zunächst spricht man von Medikamentenmissbrauch. Die Erkrankung wird auch als “stille Sucht“ bezeichnet: Auffällige Verhaltensweisen oder Krankheitszeichen fehlen oder treten erst sehr spät auf.
    • Wenn einige der folgenden Hinweise im Verlauf eines Jahres auftreten, dann spricht man von Medikamentenabhängigkeit:
      • Das Medikament wird seit längerem eingenommen – länger als normalerweise. Dies bedeutet, dass auch nach Abklingen der Krankheit, die zur Einnahme führte, das Medikament weitergenommen wird.
      • Es besteht ein starkes, zwanghaftes, durch Vernunft nicht zu unterdrückendes Verlangen danach, das Mittel einzunehmen.
      • Der Körper hat sich so an das Medikament gewöhnt, dass die ursprüngliche Dosis nicht mehr ausreichend wirkt. Es wird immer mehr eingenommen, um den gewünschten Effekt zu erzielen, also die Beruhigung, die Schmerzlinderung oder die Schläfrigkeit.
      • Ein Medikamentenabhängiger arbeitet gezielt darauf hin, sich das Mittel zu beschaffen. Er versucht, den Arzt zur Verschreibung oder Dosiserhöhung zu bewegen, sucht notfalls einen anderen Arzt auf, kauft die Medikamente auf Privatrezept, täuscht Symptome vor oder übertreibt sie.
      • Eine Dosiserhöhung wird aggressiv gefordert. Der Patient droht vielleicht sogar mit Selbstmord, wenn das Rezept verweigert wird.
      • Wird das Medikament plötzlich nicht mehr eingenommen, treten Entzugssymptome auf wie z. B. Unruhe, Schweißausbrüche, Schmerzen, Herzrasen, Unwohlsein.
      • Negative Folgen wie Probleme am Arbeitsplatz oder Verlust des Arbeitsplatzes, Leistungsminderung, seelisches Abstumpfen und dadurch Verlust sozialer Kontakte oder körperliche Verwahrlosung sind dem Betroffenen egal.

    Welche Medikamente können abhängig machen?

    • In 80 Prozent der Fälle treten Abhängigkeiten bei Beruhigungs- und Schlafmitteln aus der Gruppe der Benzodiazepine (z. B. Diazepam oder Flunitrazepam) auf. Sie können bereits nach Wochen eine psychische und körperliche Abhängigkeit auslösen.
    • Opiate und Opioide (Schmerzmittel) wirken schmerzhemmend, beruhigend, mitunter auch aufputschend. Um Entzugserscheinungen zu verhindern, sind immer höhere Dosen notwendig.
    • Auch rezeptfreie Arzneimittel können bei regelmäßigem Gebrauch zur Abhängigkeit führen.
    • Codeinhaltige Hustenmittel bergen ein hohes psychisches und körperliches Abhängigkeits-Potenzial.

    Wie lange soll man ein Medikament, das abhängig machen kann, gefahrlos einnehmen?

    • Generell kann man sagen, dass jedes Medikament nur so lange wie unbedingt nötig eingenommen werden soll.
    • Benzodiazepine sollten nicht länger als vier Wochen am Stück regelmäßig eingenommen werden, da auch bei normaler Dosierung und bestimmungsgemäßer Anwendung bereits nach sechs bis acht Wochen erste Entzugssymptome auftreten können. Hier ist in jedem Fall die Rücksprache mit dem Arzt erforderlich!
    • Opiathaltige Schmerzmittel sollten nur so lange eingenommen werden wie starke Schmerzen bestehen. Anders sieht es bei dauerhaften Schmerzen (z. B. bei Krebs) aus, die anders nicht zu behandeln oder lindern sind. Um Schmerzfreiheit und damit Lebensqualität zu erzielen, wird eine mehr oder weniger ausgeprägte Gewöhnung in Kauf genommen. Nach längerer Behandlung mit diesen Medikamenten wird die Dosis unter Umständen schrittweise und unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle reduziert, um Entzugssymptome zu vermeiden.

    Hilfe bei Medikamentenabhängigkeit

    • Adressen von geeigneten Therapieeinrichtungen sind auf der Homepage der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen unter www.dhs.de zu finden.

    Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland sind medikamentenabhängig. Frauen sind doppelt so oft betroffen. Der Übergang von der regelmäßigen Einnahme zur Abhängigkeit ist fließend. Gerade bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln ist besondere Vorsicht geboten.