• 25 MAI 16

    Patienten informieren sich über Krankheiten und ihre Behandlung regelmäßig im Internet. Doch häufig fällt es Patienten schwer, die Informationen aus dem Internet zu beurteilen und richtig einzuordnen. Tatsächlich kann das Internet über Krankheiten aufklären oder Kontakt zu anderen Betroffenen herstellen. Leider gibt es aber auch viele digitale Scharlatane. Deshalb sollte man sich bei medizinischen Problemstellungen nicht allein auf das Internet verlassen, sondern auch immer seinen Arzt fragen.

    Gemischtwarenladen Internet

    • Erhält der Patient beispielsweise die schockierende Botschaft, dass er an Krebs erkrankt ist, möchte er sich meistens schnell genauer über die Krankheit und ihre Behandlung informieren. Das Internet hat sich in solchen Fällen zu einer umfangreichen Informationsquelle entwickelt. Allerdings sind die Inhalte von sehr unterschiedlicher Qualität, denn jeder kann praktisch ungehindert alles veröffentlichen.
    • Neben Internetseiten öffentlicher Einrichtungen, großer Verbände, Krankenkassen oder Behörden gibt es medizinische Online-Dienste, die ein kommerzielles Interesse haben, oder Patienten und Einzelpersonen, die im Internet über ihre ganz eigenen Erfahrungen mit der Erkrankung berichten. Manche Internetseiten können tatsächlich helfen, mit der Erkrankung besser umzugehen. Andere verunsichern, wecken falsche Hoffnungen und beanspruchen unnötig die Kräfte von Menschen, die Rat suchen.

    Darauf sollten Sie achten

    • Vorsicht ist bei Meldungen geboten, die über spektakuläre Heilungen berichten. Die medizinische Forschung befindet sich zwar ständig im Fluss, neue Ergebnisse müssen aber immer erst sorgfältig geprüft werden. Dazu braucht es Zeit, und meistens gibt es erst einmal auch Rückschläge, bevor neue Medikamente einsatzbereit sind.
    • Daneben gibt es – wie überall anders auch – Personen, die aus der Krankheit anderer Profit schlagen wollen. Wer Heilmittel mit schier unglaublichen Erfolgen verkauft, ist niemals seriös! Wer die Schulmedizin pauschal anprangert, schürt nur Ängste, um seine eigenen Produkte besser zu verkaufen.
    • Alternative Therapien, die häufig im Internet angepriesen werden, muss man in jedem Fall kritisch hinterfragen. Oft sind Wirkung und Nebenwirkungen dieser Behandlungen kaum wissenschaftlich belegt, trotzdem sind sie oft sehr teuer. Andererseits darf man nicht alle alternativen Therapien über einen Kamm scheren und kategorisch ablehnen. Daher sollte man sich vor einer Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Behandlung immer mit seinem Arzt absprechen.

     

    Wo sind seriöse Informationen im Internet zu erwarten?

    Bei den großen Patientenorganisationen wie beispielsweise der Deutschen Krebshilfe e.V. (www.krebshilfe.de) oder der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (www.krebsinformationsdienst.de) sind durchweg zuverlässige Inhalte zu finden. Auch bei den medizinischen Fachgesellschaften finden sich oft für Patienten verständlich geschriebene Informationsmaterialien. Die Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlich, medizinischen Fachgesellschaften bietet auch eine Übersicht an Patienteninformation an (www.leitlinien.net). Die AWMF bietet zugleich die größte deutsche Leitliniensammlung aus allen Fächern an. Eine für Ärzte erstellte Informationsquelle, die aber frei zugänglich ist.  Diese Leitlinien sind aber in medizinischer Fachsprache und für Patienten oft nicht so leicht verständlich. Es empfiehlt sich, den Arzt auf mögliche Informationsquellen anzusprechen oder bei Verständnisproblemen nachzufragen.

    Sehr häufig führt die Suchmaschinensuche zu Treffern im Internetlexikon „Wikipedia“ (de.wikipedia.org). Die medizinischen Artikel bieten oft einen ersten Überblick und haben am Ende des Textes meistens Links zu weiteren Informationsquellen zum gesuchten Krankheitsbild.

    Zertifikate geben mehr Sicherheit

    • Es gibt kein flächendeckend verbreitetes Qualitätssiegel für die Vielzahl der medizinischen Webseiten. Die Qualitätssiegel von HON und Afgis werden nur auf einer geringen Zahl von Webseiten eingesetzt. Die dort veröffentlichten Kriterien sind aber ein guter Anhaltspunkt, worauf man bei medizinischen Webseiten achten sollte.
    • Um die Seriosität einer Internetseite ansatzweise zu beurteilen, hat die internationale Stiftung HON (Health on the Net Foundation) mit Sitz in der Schweiz ein Zertifikat entwickelt. Eine Seite muss ausgewogene Inhalte bieten, die gut belegt sind und sich auf wissenschaftliche Informationen stützen. Sie muss eindeutig kennzeichnen, was Werbung und was sachliche Information ist und wer die Seite finanziert. Die angebotene medizinische Hilfe soll den Patienten unterstützen, nicht den Arzt ersetzen. Das HON-Zertifikat ist meist bereits auf der Startseite eines Internetauftritts zu finden (www.hon.ch).
    • Daneben vergibt der Verein afgis e.V. (Aktionsforum Gesundheitsinformationssystem e.V., ein Zusammenschluss von Verbänden, Unternehmen und Einzelpersonen) ein Qualitätslogo, das ebenfalls die Qualität von medizinischen Inhalten auf Internetseiten bewertet (www.afgis.de).

    Das Gespräch mit dem Arzt

    • Wer Fragen und Probleme zu bzw. mit seiner Erkrankung hat, sollte jedoch trotz Internet immer zuerst den Arzt ansprechen. Informationen aus dem Internet können zwar helfen, gezieltere Fragen zu stellen, oder man kann etwas nachlesen, das nach dem Gespräch mit dem Arzt noch unklar ist. Den Arzt ersetzen können sie aber nicht – und dies wird auch kein seriöser Online-Dienst behaupten.
    • Daher sollte man sich auch nicht scheuen, den Arzt immer wieder anzusprechen, wenn neue Fragen aufkommen. Dies ist im Laufe einer Behandlung ganz normal. Vor einem Arztgespräch kann es hilfreich sein, die Fragen aufzuschreiben. Auf diese Weise kann man sicherstellen, während des Gesprächs nichts zu vergessen.

    Das Internet bietet viele Informationen und Ratschläge – ob diese Ihnen als Patient aber wirklich helfen, das kann nur jemand entscheiden, der Sie persönlich kennt. Darum sollten Sie Empfehlungen aus dem Internet immer erst mit Ihrem Arzt besprechen, bevor Sie sie umsetzen.